Zum Tod des polnischen Komponisten Krzysztof Penderecki | von Thorsten Müller
Geboren am 23.11.1933 im polnischen Dębica, entdeckte Krzysztof Penderecki seine Berufung zum Komponisten während des Studiums in Kraków. Er erhielt Kompositionsunterricht bei Artur Malawski und Stanisław Skołyszewski und übernahm sogleich im Jahr seines Abschlusses eine Professur für Komposition an der dortigen Musikakademie.
Einen ersten Erfolg erzielte Penderecki mit seinen Werken Aus den Psalmen Davids für Chor und Ensemble (1958), die Emanationen für zwei Streichorchester (1959) und die Strophen für Sopran, Sprechstimme und zehn Instrumente (1959). Die Manuskripte der Kompositionen wurden bei einem anonymisierten Wettbewerb eingereicht, mit dem Ergebnis: Die ausgezeichneten Werke stammten alle von ihm- Penderecki.
Internationale Anerkennung erlang er in Donaueschingen mit der Komposition Anaklasis für Streicher und Schlagzeug (1960), in welcher er erstmals auf herkömmliche Partituren verzichtete und seine eigene Notation entwickelte. Threnos für die Opfer von Hiroshima für 52 Streicher (1960) wurde mit dem Preis der Weltkulturorganisation UNESCO ausgezeichnet.
Innovative Spieltechniken und Kompositionsverfahren stellten Penderecki an die Spitze der damaligen Avantgarde und markierten für einige den Aufbruch am Ende des seriellen Komponierens. Anderen galt sein Kompositionsstil als Regression musikalischen Denkens.
In späteren Jahren wandte er sich der Kammermusik und sakralen Musik zu, und konstatierte früh: „Ich habe alle Themen, die mich interessiert haben, gebracht: Te Deum, Magnificat, Passion, Grablegung Christi, Auferstehung, Requiem. Was bleibt noch? Eigentlich nichts.“ – ein Irrtum. Penderecki komponierte bis ins hohe Alter, meist mehrere Stunden am Tag, und tourte mit internationalen Stars um die Welt.
Seine Musik galt als bilderreich und ausdrucksstark und wurde in zahlreichen Filmen ‑wie etwa in Stanley Kubricks Verfilmung von Stephen Kings “Shining”- verwendet.
Er starb nun im Alter von 86 Jahren in Krakau.
Bild © Bruno Fidrych
(Zitat aus: Interview in NZfM 1989, Heft 12, 17–22)